Béla Barényi Award 2023

von Christian Sch… 22/01/2024
Szenethema
Béla Barényi Award 2023

Am Freitag, den 19. Jänner 2024 wurde vor rund 300 geladenen Persönlichkeiten aus der nationalen und internationalen Oldtimerszene einschleßlich Motorsport und Automobil Technik, im „Oldtimermuseum KOLLER am Heldenberg“, dank der großzügigen Unterstützung von Bürgermeister Günther Brandstätter und seinem Organisations-Team, der Béla Barényi Award 2023 an Österreichs erfolgreichsten und längst dienende Allround-Motorsportler, Dieter Quester verliehen.

Es war eine gelungene Veranstaltung bei der sich viele bekannte Gesichter aus der Oldtimerszene ein Stelldichein gaben.

Dieter Quester begann seine Motorsport-Karriere 1957 mit Motorboot-Rennen holte 1962 den Europameistertitel in der 500 ccm-Rennbootklasse nach Österreich und startete zwischen 1963 bis 1965 auf Norton, NSU und BMW im Motorradsport. 1965 wechselte er in den Automobilrennsport und gewann die Tourenwagen-Europa-meisterschaft in den Jahren 1968 und 1969 auf BMW. Ab 1968 war er Werksfahrer für BMW und startete überaus erfolgreich in der Formel 2. 1974 – Formel-1 Start beim großen Preis von Österreich auf einem Surtees TS9. In den 70er und 80er Jahren Tourenwagen und Procar-Rennen mit einem Klassensieg in Le Mans. In den 90er Jahren Start in den US-Rennserien IMSA,ALMS und US-Sportscars Championship.
Heute startet Dieter Quester bei vielen internationalen Veranstaltungen immer noch erfolgreich mit historischen Fahrzeugen.

Laudator war niemand geringerer als Hans-Joachim “Strietzel“ Stuck, einer der
erfolgreichsten deutschen Rennfahrer und seit über 60 Jahren, Freund und Partner bei Langstrecken-Rennen von Dieter Quester.

Moderiert wurde die mittlerweile 18. Preisverleihung überaus launig und kompetent vom
motorsportinfizierten Rudi Roubinek.

Organisiert wurde die Preisverleihung in bewährter Weise vom AMV-Team
(Arbeitsgemeinschaft für Motorveteranen) unter seinem neuen Präsidenten Ottokar Pessl, und von Beginn an dem Vorsitzenden des Auswahlkomitees, Doyen der österreichischen Motorveteranenszene KR Franz R. Steinbacher, dem seine heikle Aufgabe, Jahr für Jahr, ein außergewöhnliches Herzensbedürfnis ist.

Seit 2005
Der Béla Barényi Preis wurde 2005 erstmalig vergeben und wird seitdem alljährlich gegen Jahresende im Rahmen einer Feierstunde in Wien der jeweilige Preisträger präsentiert. Die Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft für Motorveteranen (AMV) wird an Persönlichkeiten vergeben, die sich im Besonderen um die historische Kraftfahrt verdient gemacht haben. Das jeweils im Frühherbst tagende Komitee bewertet das Lebenswerk von Kandidaten, die als Aktive in der aktuellen Szene als auch solche die durch außergewöhnliche Leistungen in der Vergangenheit im österreichischen Kraftfahrwesen sich hervorragende Verdienste erworben haben. Aber auch besondere Förderung oder Einsatz im Einzelnen und für einzelne Projekte als auch Projekte selbst im Dienste der historischen Kraftfahrt sind in den Satzungen als förderungswürdig und auszeichnungswürdig angesehen.

Bisherige Preisträger:
2005: Patricia H. Fischer, Ex ÖAMTC;
2006: Professor DI Dr. Ernst Fiala, Automobil-Konstrukteur, VW Golf;
2007: Ing. Martin Pfundner, FIA-Vizepräsident, ÖASC;
2008: Gen. Dir. Gustav Trubatsch, GD a.D. Castrol;
2009: Professor Dr. Friedrich Indra, Automobil-Konstrukteur, TU-Wien;
2010: Heinz Prüller, Motorjournalist, F1-Moderator ;
2011: Professor DI Dr.h.c. Jürgen Stockmar, Steyr/Magna GD Ex, TU Wien;
2012: Professor. Dr. H. P. Lenz, TU Wien;
2013: Hans Herrmann, Rennfahrer, Le Mans-Sieger 1970;
2014: Hofrat Univ.Prof Dr. Alfred Staffen, Präsident OSK, Unfallmedizin;
2015: Lisl Mesicek, Präs. ÖGHK, Steyr-Register Austria;
2016: Helmut Zwickl, Motorjournalist;
2017 : Ex Vizekanzler BM f. Justiz, Univ. Prof. Dr. Wolfgang Brandstetter;
2018: Hofrat Dipl. Ing. Georg Hönig, NÖ Landersregierung;
2019 „Masta“ Kurt Bergmann, Rennwagen-Konstrukteur, Formel-V-Kaiman
2020: ---
2021: Dr. Wolfgang Ullrich, Automobil-Konstrukteur und Audi Rennchef;
2022: Arturo Merzario, Rennfahrerlegende, Sportwagenweltmeister 1975 und 1977.
2023: Dieter Quester – Formel 1, Formel 2, DTM-Rennfahrer und 4facher

Der Preis
Das sichtbare Symbol des Preises ist ein schwerer goldener Löwe, in Handarbeit in Bronze gegossen. Das Vorbild dazu sind die beiden Löwen, die das Nussdorfer Wehr, die Schleuse an der Donau am Beginn des Donaukanals bzw. die Schemerlbrücke (Otto Wagner, 1897 – 99 erbaut) in Wien Döbling krönen. Diese einzigartigen monomentalen Skulpturen sind das Werk des Wiener Bildhauers Rudolf Weyr (1847 – 1914). Sie dienten dem berühmten Logo des Automobilproduzenten Gräf & Stift ebenso als Vorbild, jedoch steht der Gräf – Löwe mit seinen Vorderpfoten entweder auf einer Halbkugel oder auch auf einer ganzen Kugel, die mit den angedeuteten eingezeichneten Erdteilen unseren Planeten symbolisieren. Die Statuette des Béla Barényi Löwen zeigt das legendäre Tier hingegen undressiert in angedeuteter freier Natur, wenn man will in offener Wildnis, kampfbereit für jede neue Unternehmung.

Der Löwe

Eine besondere lebenslange Beziehung zum Tier Löwe ist über den großen österr. Konstrukteur und Automobil-Sicherheitspapst Béla Barényi überliefert. Dies kann auch in seiner großen Biographie von Dr. Harry Niemann,“ Béla Barényi - Pioneer of Passive Safety“, Mercedes-Benz Classique Car Library, USA, 2006 nachgelesen werden. Vielleicht bestand sogar zu dem monumentalen Vorbildern der kleinen Skulptur des Béla Barényi Preises in Nussdorf eine direkte Verbundenheit. Leider können wir unseren berühmten Namensgeber des Preises über dieses Geheimnis nicht mehr befragen.

Prof. Ing. Béla Barényi
Mit über 2500 angemeldeten Patenten ist Béla Barényi sicherlich einer der schöpferisch
potentesten österreichischen Entdecker, Entwickler und Erfinder im Automobilwesen. In
jedem Automobil und das gilt vor allem auch heute noch, ist ein Stückchen von Barényi,
heißt eine allgemein gültige Weisheit.
Spitzenentwicklungen Barényis waren die Fahrgast-Sicherheitszelle mit leicht verformbaren und energieverzehrenden Drumherum und vor allem die Sicherheitslenksäule, die die gefährlichen Lenkspieße ablöste.
Alles Entwicklungen zur Hebung der aktiven und vor allem der passiven Sicherheit im Kraftfahrzeugbau, zu einer Zeit in der noch niemand davon etwas wissen wollte. Dadurch erst um Jahrzehnte später beim Bau von Fahrzeugen angewandt und dem Käufer erwerbbar gemacht, wurden Barényis Entwicklungen noch unentbehrlicher und sicherlich mehr als segensreich.
Nicht zuletzt war Barényi der Urvater und Schöpfer des Konzepts des Volkswagens (Käfer) der von Porsche schließlich vermarktet wurde.
Barényi wurde am 1. März 1907 in Hirtenberg Niederösterreich geboren. In der Familie waren Physik und Technik zuhause. Der Onkel besaß allein in Deutschland über hundert Patente auf dem Gebiet der Optik, der Vater war Professor für Naturwissenschaft. In der Fabrikantenfamilie machten überaus begabte Mitglieder als Privatgelehrte und Künstler diese zu einer Quelle von Innovationen und Schöpfungen. Unter solchen Voraussetzungen beendete Barényi bereits 1925 seine Studien über Maschinenbau und Elektronik an einer privaten Lehranstalt in Wien erfolgreich, wobei er bereits als 17jähriger sein erstes Patent anmeldete.
Schon damals interessierten ihn Kraftfahrzeuge besonders, er brachte seine ersten Ideen zu einem „Volkswagen“ als Abschlussarbeit zu Papier.

Ab 1927 wirkte er in den Steyr Werken, später bei der ÖAF (Austro-Fiat). Danach zog es ihn nach Frankfurt am Main. Hier machte er bei den Adler Werken kurz Station. Als Fachmann für Schwingungslehre war er danach in Berlin bei Getefo tätig, um endlich mit dem Eintrittsjahr 1939 bei Daimler Benz in Sindelfingen ein, bis zur Pensionierung 1974 dauerndes Wirkungsfeld zu finden. Hier entwickelte er alle seine sicherheitsrelevanten Grundsätze zum Bau von modernen Fahrzeugen. Dass diese praktisch erst 30 oder gar 40 Jahre später umgesetzt und allgemeine Sicherheitsrichtlinien wurden, lag nicht in seiner Macht.

Seine Postulate waren ihrer Zeit weit voraus und damals auch noch schwer verkäuflich.
Passive Sicherheit im Kraftfahrzeug ist erst heute ein richtiges Bedürfnis. Der offiziell von ihm geführte Titel bei Daimler Benz „Leiter der Pkw-Vorentwicklung“ sagt hiezu eigentlich schon alles. Trotzdem müssen wir ihm um sein Bemühen und seine Pionierleistungen dankbar sein, retteten seine Ideen als „Vater der passiven Sicherheit“ im Automobil tagtäglich Leben. Barényi starb 1997, noch bis zuletzt tätig im Dienste der Sicherheit und Innovationen im Kraftfahrzeugwesen.
Höchste Ehrung erfuhr der begnadete Techniker mit der Aufnahme im Jahr 1994 in die
„ Automotive Hall of Fame “ in Detroit, dem Olymp der ganz großen Persönlichkeiten
der Automobilindustrie.

Quelle: AMV Archiv/ Aussendung