Das Exelbergrennen der Motorräder - Prof. Friedrich Ehn

von Christian Sch… 28/05/2020
Szenethema
Das Exelbergrennen der Motorräder - Prof. Friedrich Ehn

Das Exelbergrennen der Motorräder  - Prof. Friedrich Ehn - in memoriam

Dieses wurde auch als Criterium oder Bergfahrt Neuwaldegg – Exelberg bezeichnet. Es wurde 1899 erstmals durchgeführt und war das erste Bergrennen Österreichs. Obendrein war es das erste „Motocyclerennen“, das als „Straßenrennen“ über öffentliche Straßen geführt wurde.

Die Proposition für die Fahrt wurde in den „Mittheilungen des ÖAC“ Nr. 7/1899 unter dem Titel „Ein Bergstraßenrennen für Motorräder“ angegeben, am 21. Mai 1899 fand das Rennen statt.

Über das Rennen am 13. Mai 1900, Veranstalter war der „OeAC – Oesterreichischer  Automobil Club“ berichtete die „Allgemeine Automobil-Zeitung“ (AAZ) am 20. Mai.

Bei dieser „Bergfahrt Neuwaldegg-Exelberg“ genannte Veranstaltung, war der Sieger auf einem Motordreirad, der Franzose Gasté geworden. Er hatte ein Darracq-Perfecta Motocycle mit Soncin Motor gefahren.

Am 5. Mai 1901 waren am Exelberg in der Klasse der „Motocycles“ drei Tricycles am Start, Sieger wurde Otto Hieronymus auf De Dion. Es war dies jener Rennfahrer und Flugmotorenkonstrukteur, dessen „Hiero“ Flugmotor bei der österreichischen Luftwaffe im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde und der bei einem Trainingsunfall zum Riesrennen 1922 verstarb.

Am 11. Mai 1902 waren nur zwei Motor-Zweiräder von Laurin & Klement am Start, eines davon mit Firmenchef Wenzel Laurin als Fahrer der auch Sieger wurde.

Über das am 3. Mai 1903 abgehaltene Exelbergrennen berichtete die „Illustrirte Sportzeitung“ in der Rubrik „Automobilismus“. Der Sieg bei den Motorzweirädern ging an Toman vor Posedniczek, beide auf Laurin & Klement vor dem Puch Fahrer Nikodem. Den vierten Platz belegte Gerger auf Puch. Danach folgte Lager auf der in Graz erzeugten Clesss & Plessing Maschine Noricum. Die „AAZ“ merkte dazu am 10. Mai 1903 an: Nun hat uns die Technik aus den relativ schweren, breitspurigen Motordreirädern die beweglichen und so leistungsfähigen Motorzweiräder geschaffen. Es ist geradezu verblüffend, welche Leistungsfähigkeit diesen schwachen Motoren innewohnt.

Am 8. Mai 1904 wurde die Klasse der Motor-Zweiräder bei der Bergfahrt Neuwaldegg – Exelberg von acht Fahrern in der Klasse bis 50 kg Maschinengewicht und nur einem Fahrer der Kategorie mit Maschinengewicht von 50-65 Kilogramm, nämlich Wondrich auf Laurin& Klement, bestritten. Sieger wurde Eduard Nikodem auf Puch vor Jacob Dietrich auf Cless & Plessing vor Merfait auf Puch. Ernst Bittner auf der zweiten Cless & Plessing wurde vierter.

1905 meldete das „Prager Tagblatt“ vom 15. März: Das Exelberg-Rennen wird heuer nur noch für Motorzweirad-Fahrer veranstaltet. Das Rennen wird mehrere Kategorien umfassen und im Mai gefahren werden. Es blieb bei der „guten Absicht“, denn das Rennen fand – u.a. aufgrund der geringen Beteiligung im Jahr 1904 – nicht statt.

Erst im Jahr 1910 gab es am 19. Juni das nächste Exelbergrennen, diesmal ausschließlich für Motorräder. Veranstalter war der „Österreichische Motorfahrer-Club“ Die „AAZ“ vom 26. Juni 1910 berichtete: Unter den Konkurrenten war Max Weninger (Niesner) der beste; er erzielte mit 6: 17 3/5 für die vier Kilometer lange Strecke die beste Zeit und gewann damit den Exelberg- Spezialpreis. Auf Niesner wurden außerdem noch zwei Klassen gewonnen. Desgleichen gewann Neckarsulm( NSU, Anm.) zwei Klassen, Puch und Rösler& Jauernig blieben in je einer Kategorie siegreich.  

Die Resultate: Kategorie I Motorräder mit einem Minimalgewichte von 35 Kg inklusive 1 ¾ HP: Alois Wutte (Neckarsulm) Fritz Eckwart (Motosacoche) E. Wrabetz (Neckarsulm). In der Kategorie II Motorräder mit einem Minimalgewicht von 38 Kg erreichten nur zwei Fahrer das Ziel, Kategorie III Minimalgewicht 50 kg 3 bis 4 HP. Max Weninger auf Niesner vor K. Schmid (Rösler & Jauernig) und Franz Brosch auf Laurin & Klement. Kategorie IV, Minimalgewicht 65 Kg. Kategorie V bis 6 HP Max Mehnert auf Puch als einziger angekommen, und Kategorie VI bei den leichten Beiwagenmodellen Ottokar Mazanek auf Niesner 3 ½ HP als einziger angekommen. Kategorie VII schwere Beiwagenmodelle 1. Anton Müllner (Rösler & Jauernig 5 ½ HP) 2. Max Mehnert auf Puch 5 HP.

Nach acht Jahren Pause, knapp vor dem Ende des Ersten Weltkrieges, am 12. Oktober 1918 fand das letzte Exelbergrennen statt, die „Allgemeine Sport-Zeitung“ vom 18. Oktober 1918 berichtete über das bei prächtigem Herbstwetter stattgefundene Rennen: Zum erstenmal seit 1910 auf der Exelbergstraße wieder Motorradrennen. Der k. u. k. Radfahrer-Ersatzkörper Wien hatte es unternommen, italienische, von ihm in stand gesetzte Beutemotorräder in Rennen zu erproben… Die Strecke betrug 4 km… Die beste Zeit des Tages erzielte der schon vor dem Kriege als erfolgreicher Motorradrennfahrer bekannt gewesene Ludwig Lutter.

Die Ergebnisse, Motorräder bis 500 cm³: Ludwig Lutter, Moto-Reve vor Franz Döller auf Neckarsulm, Dritter Leutnant Leo v. Trnka, Neckarsulm.

In der unlimitierten Klasse nahmen auch zwei Mitglieder des Kaiserhauses teil. Erzherzog Anton Salvator siegte auf Indian vor Erzherzog Leopold Salvator auf NSU und Ludwig Niesner auf Indian. Und die Klasse bis 750 cm³ ging an Franz Brosch (Wanderer) vor Hans Dohnal (Wanderer und Anton Strobl (Triumph).

Auch die AAZ berichtete am 13. Okt. 1918, über dieses vom k.k. Radfahrer-Ersatzkörper Wien - einer militärischen Einheit für Rad- und Motorradfahrertruppen - auf der über 4 km langen Exelbergstraße bei Wien drei Motorradprüfungsfahrten zur Austragung gekommenen Veranstaltung: Das herrliche Herbstwetter begünstigte diese Veranstaltung ungemein, auf allen Aussichtspunkten der Exelbergstraße hatten sich viele Zuschauer aus militärischen und zivilen Kreisen eingefunden. Seit dem Jahr 1910 hatten auf dem Exelberg keine Motorradrennen mehr stattgefunden und die lange Pause hatte die interessierten Kreise sichtlich „ausgehungert“.   Das Regenwetter der letzten Tage vor dem Rennen machte sich nur im unteren Teil der Bergstraße etwas geltend. 

Sieger in der Kategorie der Motorräder ohne Beschränkung des Zylinderinhaltes und der Motorenstärke wurde Erzherzog Anton (Sohn von Erzherzog Salvator) auf seiner Indian 7/8 PS Maschine, sein Bruder Leopold wurde Zweiter. Der Tages- und Klassensieg bis 500 cm³ ging an Ludwig Lutter auf Motor Revé mit 5:11.4 min für die rund 4 km lange Strecke. Der Streckenrekord aus dem Jahr 1904, aufgestellt von Nikodem auf Puch mit 4:571/5 min blieb unangetastet.

Geradezu gespenstisch berührt uns Nachgeborenen die Berichterstattung über dieses Rennen in den letzten Kriegstagen, das locker und flockig bei prächtigem Herbstwetter abgehalten worden war, als hätte es keinen Krieg mit Millionen von Toten und Verwundeten, Krüppeln, Elend und Not ohne Ende als Epilog zum ersten Völkermorden im zwanzigsten Jahrhundert gegeben…  Es war dies das letzte Exelbergrennen das jemals ausgetragen worden war. Da der I. Weltkrieg erst am 11. November 1918 beendet worden war, ging das legendäre Exelbergrennen auch mit der k.k. Monarchie unter.