Dr. Lorenz Kiene - eFuels, der Game Changer im Verkehr für eine klimaneutrale Zukunft

von Christian Sch… 21/06/2021
Szenethema
Dr. Lorenz Kiene - eFuels, der Game Changer im Verkehr für eine klimaneutrale Zukunft

Oldtimer Guide unterwegs - Interview mit Dr. Lorenz Kiene

CO2-Emissionen, Klimaziele und ein drohendes Verbot für Verbrennungsmotoren – Alarmstimmung in der Automobilindustrie. Dürfen wir irgendwann nicht mehr mit Benzin und Diesel fahren? Fieberhaft wird nach Alternativen gesucht. Derzeit ist ein Hoffnungsträger in aller Munde. E-Fuels – synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid (Co2) hergestellt werden. Sie sollen klimaneutral sein, das bedeutet ihre Herstellung belasten die Umwelt.

Dr. Lorenz Kiene, geschäftsführender Gesellschafter der Lühmann-Gruppe Hoya (Tankstellen & Schmierstoffe unter der Marke CLASSIC), erklärt im Interview, warum E-Fuels in Zukunft eine wichtige Rolle spielen könnten.

Das Umweltbundesamt (UBA) hat die „Klimabilanz 2020“ vorgelegt. Die CO2-Emissionen des Verkehrs in Deutschland sind demnach – vor allem coronabedingt – im vergangenen Jahr um 11,4 % auf 146 Mio. Tonnen gesunken. Damit liegt die Bundesrepublik unter der im Bundesklimaschutzgesetz festgelegten maximalen Jahresmenge. Um aber die sehr ambitionierten Einsparziele in den kommenden Jahren zu erreichen, führt kein Weg am Einsatz strombasierter Kraftstoffe vorbei, erklärt Dr. Lorenz Kiene.

Warum sehen Sie Probleme bei den Einsparzielen von CO2-Emissionen im Verkehr?

Kiene: „Im vergangenen Jahr brachte der coronabedingte Lockdown eine deutliche Reduzierung des Verkehrs auf Deutschlands Straßen. Das führte zu einem Rückgang der CO2-Emissionen im Verkehrssektor um 19 Mio. Tonnen. Allerdings bräuchten wir mindestens die dreifache Einsparmenge, wenn wir unsere Ziele für das Jahr 2030 erreichen wollen.“

Was ist Ihrer Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg?

Kiene: „Nahezu der gesamte Bestand an Kraftfahrzeugen in Deutschland wird von Verbrennungsmotoren angetrieben. Diese könnten ohne technische Hürden klimaneutral mit E-Fuels betrieben werden. E-Fuels werden nicht aus Öl, sondern aus Wasser hergestellt. Die ökologische Hebelwirkung wäre enorm: Schon eine 10%ige Beimischung von E-Fuels in herkömmlichen fossilen Diesel oder in fossiles Benzin hätte in Deutschland dieselbe Auswirkung auf die CO2-Bilanz, als würden zwei Jahrgänge Kfz-Neuzulassungen als reine Elektromobile, die ausschließlich mit grünem Ladestrom betrieben würden, auf den Markt kommen.“

Verbrenner mit E-Fuels sollen eine schlechtere CO2-Bilanz als BEV haben?

Kiene: „Nein. Es wurde in einer Studie von frontier economics gewiesen, dass schon heute (ohne E-Fuels) die über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs kumulierten CO2-Emissionen bei batterieelektrischem Antrieb (BEV) und verbrennungsmotorischem Antrieb (ICEV) relativ nahe beieinander liegen. Die CO2-Emissionen sind in den einzelnen Lebenszyklusphasen unterschiedlich hoch: Für BEV primär bei Herstellung und Erzeugung der Antriebsenergie; für ICEV in der Nutzungsphase. Der Fehler in der Vergangenheit war der, dass man Äpfel mit Birnen verglichen hat und sich keinen Lebenszyklus, sondern nur einen gewissen Teilbereich angeschaut hat.“

Wie wird die Entwicklung weitergehen?

Kiene: „Die CO2-Gesamtbilanz der Fahrzeuge wird sich zukünftig weiter verbessern: Bei BEV durch die Steigerung des Anteils des erneuerbaren Stroms und für ICEV durch den steigenden Beimischungsanteil von E-Fuels. Beide Antriebsarten sollten technologieoffen gefördert werden.“

Ist es weniger effizient Strom für E-Fuels zu nutzen als für BEV?

Kiene: „Eine weitere Studie von frontier economics hat nachgewiesen, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die mit klimaneutralen Kraftstoffen angetrieben werden, bei einem gesamtheitlichen Effizienzvergleich für Produktion und Nutzung ein ähnliches Ergebnis aufweisen wie batteriegetriebene Fahrzeuge. In bisherigen Effizienzanalysen blieben vor allem standortspezifische Faktoren der Erzeugung erneuerbarer Energien und die damit einhergehende Ertragseffizienz der erneuerbaren Stromgewinnung unberücksichtigt. E-Fuels profitieren davon, sie an internationalen Standorten mit hohen Stromerträgen aus erneuerbaren Energien hergestellt und von dort importiert werden können. Ladestrom für E-Fahrzeuge muss dagegen aufgrund von Speicher- und Transportrestriktionen nah am Ort der Verwendung erzeugt werden. Auch weitere wichtige Faktoren bleiben in den bisherigen Effizienzanalysen unberücksichtigt: Dazu zählen Energieverluste beim Transport und bei der Speicherung, sowie Ladeverluste bei batterieelektrischen Fahrzeugen.“

Immer wieder wird behauptet, E-Fuels seien viel zu teuer

Kiene: „Durch den Ausbau der Produktionskapazitäten und damit einhergehender wirtschaftlicher Skaleneffekte werden die Herstellungskosten deutlich gesenkt werden. E-Fuels wären auch in den Jahren des Markhochlaufs für den Autofahrer bezahlbar, denn ihr Beimischungsanteil würde allmählich steigen, während auf der anderen Seite die Produktionskosten stetig sinken. Es ist daher davon auszugehen, dass Kraftstoffe mit E-Fuels Beimischung von Beginn an für den Autofahrer nur einige Cent je Liter teurer als rein fossile Kraftstoffe wären. Experten gehen davon aus, dass die Produktionskosten zum Jahr 2050 auf unter einen Euro je Liter sinken.“

Weitere Informationen zur Lühmann Gruppe finden Sie unter www.classic-oil.de.