Es tut sich was in der Oldieszene - Unterberger investiert 3,5 Mio Euro

von Christian Sch… 03/10/2020
Szenethema
Es tut sich was in der Oldieszene - Unterberger investiert 3,5 Mio Euro

OLDTIMERGUIDE unterwegs - Die Unterberger Gruppe hat in Kufstein in ein neues Karosseriezentrum rund 3,5 Millionen Euro investiert und Jensen Classics übernommen und integriert. Damit wird ein neues Kapitel für Oldtimer in Tirol aufgeschlagen. BRAVO!

Mehr als 30 Jahre restaurierte Helge Jensen klassische Automobile am Standort im oberbayerischen Grassau. Mit seinem Wissen – vor allem für die Marken Porsche und Jaguar – hat er sich weltweit einen Namen in der Oldtimer-Szene gemacht. Nun wurde der Betrieb von der Unterberger Gruppe übernommen und samt 5-köpfigem Team in die Tiroler Festungsstadt Kufstein nahe der bayerischen Grenze verlagert. Insgesamt 3,5 Millionen Euro wurden für die Errichtung einer neuen Werkstatt sowie Büroräumlichkeiten investiert. „Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und uns für die innovativen Hightech-Lackieranlagen und Lüftungstechniken vom führenden Hersteller SEHON entschieden“, erläutert Fritz Unterberger. Die 1.900 m2 große Fläche bietet ideale Voraussetzungen für die Oldtimer-Restauration. Zudem werden die Räumlichkeiten auch für klassische Karosseriearbeiten aller Automarken genutzt.

Full-Service-Restauration unter einem Dach

Neben der hochwertigen Ausstattung verfügt Jensen Classics über einen unbezahlbaren Erfahrungsschatz, gesammelte Ersatzteile aus aller Welt und wertvolle Reparaturleitfäden und Werkstatthandbücher aus vergangenen Zeiten. „Unser Team spricht nicht weniger als 16 Sprachen – gerade in der Oldtimer-Szene ist diese Kompetenz goldwert“, ergänzt Helge Jensen eine weitere Stärke des Unternehmens. Viele bekannte Namen zählen zu den Kunden von Jensen Classics, nennen möchte Herr Jensen sie nicht: „Bei uns sind die Autos die Stars, und nicht die Fahrer.“ Bis zu 1.500 Stunden investiert das hochqualifizierte Team in aufwendige Restaurationen. „Es gibt viele Firmen, die an Oldtimern schrauben. Aber es gibt nur wenige, die vom Karosseriebau über die Lackierung und Mechanik bis zur Elektrik und Innenausstattung alle Bereiche unter einem Dach bearbeiten können. Wir sind bekannt dafür, dass unsere Autos nach der Restauration wieder ein reibungsloses Fahrvergnügen garantieren – und das bis zu 30 Jahre lang“, erläutert Helge Jensen.

Europas modernste Lackier- und Karosserieinstandsetzungsanlage

Der Materialmix von Fahrzeugen führt in der Regel dazu, dass es bei der Bearbeitung von verschiedenen Werkstoffen spezielle und voneinander getrennte Arbeitsplätze braucht. Werden Aluminiumstäube mit Stahlstäuben gemischt, kann es zu einer explosionsartigen Verbrennung kommen. Bei der Errichtung des neuen Standortes wurde deshalb ein schalldichter Multimix-Arbeitsplatz samt einer innovativen Filteranlage installiert, an dem sicher und effizient gearbeitet werden kann. „Wir haben auch ein großes Augenmerk auf die Arbeitsatmosphäre gelegt. Helle und großzügige Werkstatt- und Büroräume samt augenschonender LED-Beleuchtung schaffen ideale Bedingungen für unsere Mitarbeiter“, so Fritz Unterberger. Um klassische Automobile nach der Historie zu restaurieren, verwendet Jensen Classics zudem alte Farbrezepturen. Im computergestützten Mischraum können insgesamt 55.000 Farben erzeugt werden. Dank zwei getrennter Lackier- und Trocknungskabinen und Lackversorgungsräumen werden Wartezeiten verringert.

Oldtimer-Vertrieb und Storage

Neben der Restauration für Kunden handelt die Unterberger Gruppe auch selbst mit Oldtimern. 15 Prachtexemplare stehen bereits im 200 m2 großem Schauraum, der sich direkt neben den neuen Räumlichkeiten von Jensen Classics befindet. „Die Nachfrage nach klassischen Automobilen ist enorm. Gerade bei Porsche gibt es in diesem Segment laufend Wertsteigerungen“, so Helge Jensen. Damit die Schätze auf vier Rädern gut aufbewahrt sind, wurde bei der Errichtung ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit gelegt und in eine moderne Video- und Alarmierungstechnik sowie in eine automatische Sprinkleranlage investiert. Erweitert wird das Angebot zudem mit einem Storage mit optimalem Raumklima, gleichmäßigen Temperaturen und höchstem Sicherheitsstandard. Bis zu 40 Fahrzeuge können dort eingelagert und jederzeit abgeholt werden. „Ob für eine Wochenendausfahrt oder eine Rallye – wir kümmern uns darum, dass die Oldtimer fahrbereit für die Besitzer zur Verfügung stehen“, erläutert Gerald Unterberger, der privat selbst klassische Automobile sammelt, das zusätzliche Angebot.

Mit Hingabe und Erfahrung zum Erfolg

Helge Jensen möchte in der Restauration klassischer Automobile besser sein als jeder andere. Während seiner Lehre in einem VW-Porsche-Autohaus hat er jede freie Minute auf den Rennplätzen verbracht, und mit heutigen Rennfahrer-Legenden an den Autos geschraubt. Der Mechaniker, Fahrzeuglackierer und Karosseriebauer hat sich im Jahr 1986 selbstständig gemacht und damit das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte geschrieben. Unter anderem durfte er das erste Cabrio der Welt auf Vordermann bringen. Manche Fahrzeuge bleiben Helge Jensen ganz besonders in Erinnerung: „Ich durfte vor einigen Jahren einen Porsche 904 restaurieren. Es hat sich herausgestellt, dass es sich bei diesem Prachtexemplar um einen Rennwagen aus dem Jahr 1964 handelt, mit dem der Fahrer in Le Mans den ersten Platz in seiner Klasse gewonnen hat.“ Das Auto wurde in den 70er-Jahren komplett verunstaltet. Helge Jensen machte sich auf der ganzen Welt auf die Suche nach einem Renngetriebe: „Letztendlich haben wir einen Mann gefunden, der im Besitz eines Getriebegehäuses war. Wir haben daraus eine Form gegossen und selbst ein Getriebe mit einem Wert von 40.000 Euro nachgebaut.“ Nachdem das Team auch die Fronten selbst konstruiert und den Boden aus Aluminium per Hand geklopft hat, konnte der Wagen nach historischem Vorbild Schritt für Schritt wiederhergestellt werden. „Es gibt keinen zweiten 904 Porsche, der Le Mans gewonnen hat. Und wir konnten dieses besondere Auto komplett eigenständig wieder auf die Straße bringen. Solche Restaurationen bleiben in Erinnerung“, erzählt die Oldtimer-Koryphäe, die dem Betrieb noch einige Jahre erhalten bleiben wird. Der Name „Jensen“ wird aber auch danach im Unternehmen vertreten sein: „Meine Tochter Nadine Jensen ist als Lackiermeisterin am Standort in Kufstein mit ihrer Expertise im Einsatz.“