Gemeinsam oder einsam?
Es gibt in Österreich mehr als 360.000 Oldtimer (PKW, LKW, Motorräder), die von 100.000 begeisterten Besitzern betreut, gewartet und gefahren werden. Viele sind in Clubs organisiert, diese dann Teil eines Dachverbandes und an der Spitze das Kuratorium Historische Mobilität Österreich (KHMÖ, www.khmoe.at). Hier passiert zentral die Interessenvertretungsarbeit für das Historische Fahrzeugwesen. Aber: brauchen wir das überhaupt?
Betrachten wir einmal die Rahmenbedingungen für das Fahren mit Oldtimern. Das Thema Klimawandel beherrscht massiv die öffentliche Diskussion. Die technisch-sachliche Betrachtung ist leider längst politisch-ideologisch geworden. Gleichzeitig hat die EU „still und leise“ für 2030 eine dramatische Reduktion der Grenzwerte für Feinstaub um 60% und für Stickstoffdioxid um 50% beschlossen – die apokalyptischen „Dramaberichte“ über die Nichteinhaltung der neuen Grenzwerte ab 2030 sind erwartbar!
Bereits für die EU-Wahl gab es vom ÖAMTC und auch der eFuel-Alliance eine Befragung der Parteien zur „Mobilität der Zukunft“ mit klaren Ergebnissen: beim Thema striktes Verbrennerverbot ab 2035 sind ÖVP und FPÖ klar dagegen (SPÖ, GRÜNE und NEOS sind für die Beibehaltung des ausnahmslosen Verbotes). Die GRÜNEN fordern den vollen und uneingeschränkten Fokus auf E-Mobilität, alle anderen wollen (etwas) mehr Technologieoffenheit; wobei diese am stärksten von ÖVP und FPÖ unterstützt wird; eFuels werden vor allem von der ÖVP gepusht. Soweit ein paar Themen, die uns durchaus betreffen – bitte beschäftigt Euch auch vor der NR-Wahl mit den Standpunkten der Parteien!
Die vehemente Diskussion über Klima und Umwelt beeinflusst natürlich auch die öffentliche Meinung. Noch werden Oldtimer und Ausfahrten mit den Historischen Fahrzeugen von einer überwältigenden Mehrheit sympathisch und positiv gesehen. Doch schon so mancher Veranstalter musste zum Vorwurf unnötiger Emissionen durch unser Hobby Stellung beziehen! Es ist nicht selbstverständlich, auch in Zukunft mit Historischen Fahrzeugen am öffentlichen Verkehr möglichst uneingeschränkt teilnehmen zu können. Hier ist eine gebündelte und abgestimmte Interessenvertretung notwendig, um im Kontakt mit den jeweiligen politischen Entscheidungsträgern unseren Standpunkten und Forderungen Gewicht zu geben. Die Basis ist der „Eintrag historisch“ („rotes Pickerl“), der das Fahrzeug zum erhaltenswürdigen Kulturgut adelt. Für dieses Kulturgut können wir im regelmäßigen Dialog mit Politik und Behörden Ausnahmen von sonstigen Restriktionen erreichen. Jede Gesetzesvorlage, die das Thema historische Fahrzeuge streift, wird VOR in Kraft treten begutachtet und (oft gemeinsam mit anderen Interessenvertretungen wie ÖAMTC, ARBÖ, Sachverständigen etc.) bearbeitet und mit einer allfälligen Stellungnahme versehen. Außerdem müssen Beschwerden von Betroffenen bei Fehlverhalten und Disziplinlosigkeit von Oldtimer-Fahrern möglichst beruhigend behandelt werden, um das positive Gesamtimage nicht durch negative Medienberichte zu gefährden. Auch der koordinierende Kontakt zu den Prüfstellen ist für jeden Besitzer eines Historischen Fahrzeuges wertvoll.
Wesentlichste Kernaufgabe ist sicherzustellen, dass in Österreich auch weiterhin historische Fahrzeuge nicht nur im Museum, sondern auch auf der Straße zu bewundern sind und gefahren werden dürfen! Dazu benötigen wir aber die Unterstützung aller, deren Interesse es ist, das Kulturgut Oldtimer auf Österreichs Straßen zu erhalten. Die Politik ist, wie dargestellt, insgesamt nicht gerade „autofreundlich“. Umso mehr ist zielgerichtete und professionelle Interessenvertretungs- und Medienarbeit notwendig.
Gemeinsam oder einsam? Wenn sich jeder für „einsam“ entscheidet, dann werden unsere Fahrzeuge mittelfristig nur mehr im Museum stehen dürfen (Stehzeug statt Fahrzeug), denn niemand setzt sich dann mehr für spezifische Regelungen ein.
Gemeinsam oder einsam? Also lieber „gemeinsam“ - das führt zum Appell: bitte organisiert Euch mit Gleichgesinnten, habt Freude am gemeinsamen Hobby und unterstützt auch die Dachverbände! Liebe Funktionäre der Clubs, Vereine, ARGES, etc.: werdet Teil im Dachverband, denn nur mit der gebündelten Kraft aller konstruktiven Teile des Historischen Fahrzeugwesens werden wir auch in Zukunft unsere Oldtimer als Kulturgut auf den Straßen zeigen können!
TEXT: Christian Gantner
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