Moser-Healey, keeps ‘em on the road ...

von Christian Sch… 04/04/2019
Szenethema
Moser-Healey, keeps ‘em on the road ...

Moser-Healey, keeps ‘em on the road ...

Moser Healey ist in der Austin Healey Szene ein Begriff. Der Firmengründer Heinz Moser, geboren am 25. April 1961, absolvierte im elterlichen Betrieb seine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker. Schon früh kam er in der Werkstätte mit englischen Oldtimern in Kontakt, daraus wurde eine Leidenschaft für’s Leben. Tochter Claudia erinnert sich: „Der Opa war in seiner Landwirtschaft selbstständig, die es übrigens heute immer noch gibt. Für den Papa waren die schönsten Autos immer die englischen Roadster von Austin Healey. Ich glaube, mit 16 Jahren hatte er mit seinen ersten Ersparnissen seinen ersten Frogeye (Austin Healey Sprite MK1, Anm. der Redaktion), der heute immer noch in Familienbesitz ist, gekauft. So begann Papas Austin Healey Geschichte. Seine erste Ausfahrt führte ihn bis nach Griechenland.“

Nach einigen Jahren Restaurationsarbeit an seinem Frogeye, dem Griechenland-Abenteuer und mit der positiven Erfahrung der ersten Healey-Arbeiten war der weitere Weg von Heinz Moser vorgezeichnet. Er machte seine Leidenschaft zum Beruf und gründete 1987 die „Healey-Factory“ in einer Garage am Ge-
lände der ehemaligen Gmundner Brauerei und begann mit der professionellen Oldtimer-Restaurierung.

Nach erfolgreicher Restaurierung mehrerer Austin Healeys gesellten sich 1990 die edlen Fahrzeuge der Marke Jaguar zu den mittlerweile zum Qualitätsbegriff avancierten „Moser-Healeys“. Die kleine Werkstatt wurde zur Pilgerstätte zahlreicher Oldtimer-Enthusiasten aus Österreich und Deutschland. Um die Jahrtausendwende wurden die Räumlichkeiten erweitert und zur heutigen Größe ausgebaut. Alles in bestem edlen britischen Oldtimer-Flair gehalten. Der Duft der Fahrzeuge zieht durch die Räume, in denen sich dicht an dicht Healeys aller Baujahre im „Moser-Corner“ aneinanderreihen.

Es ist eine Leidenschaft. Healey fahren ist sportlich und gigantisch.

Die Töchter Claudia und Tanja haben die Healey Welt hautnah miterlebt. „Ich habe die Begeisterung schon in die Wiege gelegt bekommen. Papa war immer in der Werkstatt und wir haben am Boden die Schrauben aufgeklaubt. Der Höhepunkt der Woche war das Wochenende, da durften wir mitfahren“, schwärmt Claudia Moser. „Das Erste nach dem Erhalt des
Führerscheins war eine Ausfahrt im Healey – mit Papa natürlich. Es ist eine Leidenschaft. Healey fahren ist sportlich und gigantisch. Allein das Starten des 6-Zylinders meines 3000er MK2, da bekomme ich heute noch Gänsehaut, ein Wahnsinn – Leidenschaft pur. Im Vergleich zu den heutigen Autos ist das kein Vergleich. Egal wo man hinkommt – mit einem Healey steht man im Mittelpunkt – und das speziell als Frau. Ich war schon als Kind eine Autonärrin,“ strahlt Claudia.

Mama Moser hat dem Vater immer Unterstützung gegeben. Die Oldtimer und die Firma waren sein Terrain, doch Erika Moser stand ihm immer mit Rat und Tat zur Seite.

2011 folgt der Schock. Nach langer schwerer Krankheit stirbt der Vater. Die Halle war voll mit Kundenfahrzeugen, einige kurz vor der Fertigstellung. Was tun? Doch für Claudia brauchte es nur einen kurzen Augenblick, um die Entscheidung zur Weiterführung des Unternehmens zu treffen. Ohne ihren heutigen Ehemann Thomas und der Unterstützung des Teams wäre dies sicher nicht möglich gewesen, sagt sie heute. Thomas Moser-Koller konnte vieles an Wissen in der Zusammenarbeit mit Heinz Moser mitnehmen. Wenige Details mussten dann noch in den letzten sieben Jahren aufgebaut werden.

„Papa war ein Mensch, der vieles für sich behalten hat. Er war ein absoluter Perfektionist“, sagt Claudia und seufzt beim Zurückdenken an die schwierige Zeit nach dem Tod des Vaters. Doch es wäre nicht sie, wenn sie nicht auch die positiven Aspekte sehen würde. „Thomas hatte im Betrieb mitgearbeitet, langjährige Mitarbeiter gab es auch und nicht zuletzt hielten auch die Kunden zu uns und gaben uns das Vertrauen, sodass wir das Qualitätsniveau unserer Arbeit aufrechterhalten konnten.“

So war diese Unmittelbarkeit auch ein Segen. Oft wollen die Gründer bei Firmenübergaben nicht loslassen. „Das war aufgrund des leidvollen Umstands bei uns ganz anders. Die Firma bekam von Anfang  an unseren Stempel. Wir haben uns alles so eingerichtet, wie wir es brauchten“, sagt Claudia Moser, „wir konnten auf das große persönliche Netzwerk meines Vaters aufbauen.“

„Ka gmahde Wiesn

Sowohl sie als auch Thomas waren damals Mitte Zwanzig – sehr jung in einer Szene, in der der typische Oldtimerbesitzer zwischen 45 und 60 Jahren und zu 94 % männlich ist. Aus heutiger Sicht war dies durchaus „ka gmahde Wiesn“.

Die Firma bekam eine neue Struktur, die Aufgaben wurden verteilt, so kümmert sich Claudia als
Geschäftsführerin um den Einkauf, Verkauf,
Marketing und um administrative Agenden, Thomas ist für die Werkstatt verantwortlich und arbeitet mit spezialisierten Mitarbeitern für Karosserie und Elektrik zusammen. Das umfassende Ersatzteillager mit vielen originalen und qualitativen Nachbauteilen wird aus aller Welt regelmäßig ergänzt, was „zu-
nehmend schwieriger wird“, sagt Claudia.

„Aber die Kunden waren schon vorsichtig und beobachteten mit Argusaugen, ob das Qualitätsniveau gehalten würde. Es dauerte rund drei Jahre bis das Vertrauen zu 100 Prozent wieder da war“, sagt Thomas Moser-Koller. „Aber wir haben uns dieses Vertrauen durch harte stetige Arbeit wieder verdient“, meinen Claudia und Thomas lächelnd.

Qualität und Perfektion

Nun heute, nach sieben Jahren, wird das Credo „Qualität und Perfektion“ gelebt und gehegt. Originalität liegt der Moser-Factory am Herzen. Modifikationen werden nur durchgeführt, wenn sie als – der damaligen Zeit gemäß – etwa im Rallyesport, betrachtet werden können. „Will ein Kunde ein vollsynchronisiertes modernes Getriebe in seinem Austin Healey und ist beratungsresistent, wird er weggeschickt.“

Oldtimer sind Kulturgut und als solches weitest-
gehend original zu erhalten. Restaurieren heißt auch Substanz erhalten, nicht austauschen. „Im Grunde werden nur Benzin und Funke gebraucht, um einen Oldie ins Laufen zu bringen“, lacht Thomas. Der Austin Healey ist aufgrund seines Aufbaus ein ehrliches Auto, da sieht man relativ schnell, was Sache ist. Auch die Sicherheit des Fahrers/der Fahrerin ist ein wichtiger Aspekt bei der Restauration eines Fahrzeugs. Der Geruch, der Sound – moderne Autos hört man kaum – das Gefühl, die Seele des Automobils ist der Stoff, aus dem die Leidenschaft Oldtimer gemacht ist. „Wenn etwas anders ist beim Fahren, spürst du das unmittelbar“, so Claudia.  Man kann noch selbst Hand anlegen, selbst schrauben.

Der amerikanische Philosoph und Motorradmechaniker Matthew B. Crawford schreibt in seinem Buch „Ich schraube, also bin ich“ über das Glück, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen. Ich würde dies erweitern und sagen „etwas mit dem eigenen Hintern zu erfahren.“ „Man hat ein anderes Verhältnis zum Fahrzeug“, so Thomas, „allein das Starten oder Warmfahren des Klassikers ist ein ganz anderes Prozedere wie bei modernen Autos, da gibt es so etwas gar nicht mehr.“ Die Healey-Factory hat dazu ein Merkblatt aufgelegt, das jedem näherbringt, was beim Umgang mit Klassikern zu beachten ist. Beispielsweise sollte man nach längerer Stehzeit, nach der Winterpause „auf Öldruck starten“, das heißt, ein Kabel abziehen, leer drehen lassen und erst dann wirklich starten. Der Öldruck ist dadurch schon vor dem Starten da und der Motor wird es einem danken.

Die Kundengemeinschaft rund um die Healey Factory ist froh, dass es in Gmunden einen Spezialisten gibt, der die Wissens- und Erfahrungstiefe bei den Marken Austin Healey und Jaguar pflegt. Und es kommen laufend neue Kunden hinzu. Bei den zweimal im Jahr stattfindenden Ausfahrten werden die Erfahrungen ausgetauscht und die Freude am Healey-Fahren gepflegt. „Der Rückblick auf das Werk des Vaters und das, was wir in den letzten sieben Jahren daraus gemacht haben, erfüllt uns mit Stolz und Freude“, sagen Claudia Moser und Thomas Moser-Koller lächelnd.

„Keep ‘em on the roadwürde Donald Healey beipflichten. www.moser-healey.at