Patina oder Hochglanz

von Christian Sch… 01/06/2022
Szenethema
Patina oder Hochglanz

Ein Aspekt der die Szene schon lange beschäftigt ist die Frage des unveränderten Originalzustands versus eines zwar originalgetreu, aber vollrestaurierten Fahrzeuges.  Vor 20 Jahren war es fast ein Automatismus einen Oldtimer neu und „besser als alt“ zu lackieren und zu restaurieren. Die Grenze der Wahrnehmung zwischen „gebraucht“ und „verbraucht“ ist sehr individuell. Und wenn schon aufgearbeitet werden soll dann am besten so, dass es sich harmonisch/unsichtbar ins Gesamtbild des Fahrzeugs einfügt. Hier braucht es den Profi!

Das betrifft in besonderen Maße Themen rund um den Lack: Bei der Lackbearbeitung an historischen Fahrzeugen gibt es verschiedene Möglichkeiten und hier sind beispielhafte Szenarien genannt.

- Altsubstanz kann schonend, so kleinflächig wie möglich repariert werden. Dazu ist die Findung der exakten Farbtonnuance im Vergleich zur gealterten Fläche notwendig. Dann kann die optische Anmutung und Anpassung der neu hergestellten Lackierung an „alt“ innerhalb bestimmter technischer Grenzen sogar angepasst werden.

- Der Altlack kann „statt lackieren“ mit minimalem Lackabtrag aufgearbeitet und final versiegelt werden, beispielsweise mit geeigneten Wachsen.

- Das Teil oder Fahrzeug kann komplett originalgetreu oder mit auch deutlich besserer Optik restauriert werden.

Jede Situation hat ihre speziellen Herausforderungen. Entscheidend ist, dass diese mit dem Eigentümer eng abgesprochen müssen. Dabei ist klar, dass sehr viel Aufwand (und Kosten) betrieben werden muss, damit das Arbeitsergebnis letztlich unsichtbar sein soll.

Lacktechnisch bestimmbare Faktoren sind der passende Farbton – besonders wenn es um eine Teillackierung geht - der Verlauf des Lackes, der Glanz und auch die Nachstellung von Gebrauchs- und Alterungsspuren. Speziell das ist nicht einfach und erfordert viel handwerkliches Können und Fingerspitzengefühl. Das Bewusstsein am Fahrzeug historische Substanz aller Art zu erhalten und mit Bedacht zu reparieren, ist auch eine Gegenbewegung gegenüber der geplanten Obsoleszenz bei vielen heutigen Verbrauchsgütern – und zwar absolut auf der Höhe des Zeitgeistes.

Jürgen Book, Glasurit, u.a. Co-Autor des Lackkapitels im FIVA-Handbuch zur „Charta von Turin“, www.glasurit.com