Ist ein Preisverfall zu beobachten? OLDTIMER-RARITÄTEN in der Dorotheum Auktion
Zum Glück, nein!
Die am Samstag den 29.8.2020 in Vösendorf durchgeführte Auktion brachte durchaus akzeptable Ergebnisse. Von einem massiven Markteinbruch und Preisverfall kann hier im Durchschnitt sicher nicht die Rede sein.
In Summe lagen die erzielten Preise im geschätzten Bereich und auch der internationale Vergleich, in diesem Fall mit Preisen aus dem CLASSIC DATA Marktspiegel, passt im Großen und Ganzen - liegen aber oft leicht darunter, wenn man die Käufergebühr herausrechnet. Ein massiver Preisverfall lässt sich zumindest hier in Wien nicht bestätigen, wenngleich man beachten muss, dass die Preisangaben immer Käufergebühren von 12-15% beinhalten.
Die 189 Plätze, die aufgrund der Corona-Vorgaben nur streng kontrolliert vergeben wurden, waren knapp zur Gänze besetzt. Die Stimmung war anfangs verhalten und ab und an gab es kaum Bieter im Saal die sich zu einem Gebot aufraffen konnten. Vieles ging über schriftliche Vor-Angebote über den Verkaufstisch oder über rege Telefonbeteiligung.
Es ist auch immer wieder erstaunlich, dass eigentlich im Rahmen einer Auktion -und dies gilt für alle Auktionen - keinerlei Garantien gegeben werden oder Gutachten zu den Fahrzeugen beigestellt werden - man kauft "wie gesehen", was auch deutlich in den Katalogen zu lesen ist: im Folgenden beispielhaft für solche Textpassagen.
- Die zur Versteigerung gelangenden Objekte wurden keiner Begutachtung, weder durch das Auktionshaus ....., noch durch den Verkäufer oder Dritte, unterzogen.
- Das Auktionshaus ...... empfiehlt dem Käufer, sich persönlich vom Zustand des Fahrzeugs zu überzeugen bzw. allenfalls einen Experten der eigenen Wahl beizuziehen.
- Das Auktionshaus ..... kann keine Gewährleistung hinsichtlich der Vollständigkeit von Fahrzeugpapieren, Schlüsseln, Fahrzeugzubehör, etc. übernehmen, da es sich um gebrauchte Fahrzeuge bzw. Sammlerstücke handelt.
- Es wird keinerlei Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben im Katalog gegeben
Wenn man bedenkt welche Summen dann über den Tresen wandern, könnte man schon davon ausgehen, dass potentielle Käufer etwas mehr wissen wollen als allgemeine Geschichten zum Modell, der Historie u.a.. Im sonstigen Verkaufs- und Kaufgeschehen im Markt, sind akribische Ankaufstests, Gutachten etc. eigentlich selbstverständlich.
Die Raritäten aus der Sammlung des Tirolers Dr. Max Reisch, Ankerpunkte der Auktion und Marketingaufhänger, wurden zum Teil zu sehr guten Preisen verkauft, wenn gleich auch oft eher an der unteren Schwelle der Dorotheum-eigenen Schätzpreise und diese werden wie jeder weiß eher pessimistisch-realistisch angesetzt. Idee dahinter ist das Bieterinteresse anzufeuern und zu hoffen dass dann die Preise in die Höhe gehen - gelingt oft, aber eben nicht immer.
Das älteste noch fahrbereite und in Österreich ausgelieferte Automobil, ein Peugeot Type 26 aus dem Jahr 1900, wurde mit 143.000 Euro zugeschlagen. Um den letzten existierenden 1912 Austro-Adler 14/17 P.S. entbrannte ein Bietgefecht, das ein Telefonbieter gegen einen Interessenten im Saal mit 126.200 Euro für sich entschied.
Insgesamt konnten bei dieser Auktion zwölf Zuschläge im sechsstelligen Bereich erzielt werden. Allen voran der 1973 Dino 246 GTS für 439.800 Euro (Schätzpreis 290.000 - 390.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 360.000 Euro) sowie der 1962 VW-Samba VW Type 24, ein Sondermodell mit 23 Fenstern für 148.600 Euro (Schätzpreis 90.000 - 120.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 1: 147.500 Euro).
Mit 115.000 Euro wurde eine Puch 800 aus 1936 zum wertvollsten jemals im Dorotheum versteigerten Motorrad.
ACHTUNG: Die Preisangaben sind inkl. 12-15% Käufergebühren, dies ist in der Beurteilung des Ergebnisses immer zu berücksichtigen. Des Weiteren ist zu sagen, dass sich der Vergleich mit dem internat. Classic Data Markspiegel immer auf Zustand 2 bezieht - die wahren Zustände der Fahrzeuge sind, da es keine Detailgutachten gibt nicht seriös feststellbar ("wie gesehen"!) - der hier angegebene Wert ist der Marktwert des jeweiligen Fahrzeuges, d.h. der Wert aus Verkäufersicht.
Weitere Top-Ergebnisse:
Kat. Nr. 70 1937 BMW 328 € 165.400 (Schätzpreis: 150.000 - 200.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 190.000 Euro)
Kat. Nr. 67 1967 Fiat Dino Spider € 159.800 (Schätzpreis: 110.000 - 140.000 Euro vlg. Classic data Marktspiegel Zustand 2: 114.000 Euro)
Kat. Nr. 69 1939 Alvis 4.3 Litre Drop Head Coupe by Offord & Sons € 148.600
Andere Ergebnisse:
Lot 5 1976 Mercedes Benz 450 SEL 6.9 Liter € 39.100 (Schätzpreis: 20.000 - 30.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 38.700 Euro)
Lot 7 BMW Z1 1992 €35.650 (Schätzpreis 25.000 - 35.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 44.600 Euro
Lot 9 Rover 1982, Vanden Plas: € 6.440 (Schätzpreis: 7.000 - 10.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 9.800 Euro
Lot 25 1965 Sunbeam Alpine Serie 5 € 8.510 (Schätzpreis 16.000 - 22.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel zustand 2: 21.900 Euro)
Lot 31 1982 Ford Capri S € 21.275 (Schätzpreis 12.000 - 18.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2 13.900 Euro)
Lot 32 1969 Opel GT 1900 € 24.150 (Schätzpreis 16.000 - 22.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 24.000 Euro)
Lot 36 1974 Mercedes Benz 450 SL € 35.650 (Schätzpreis 25.000 - 35.000 Euro, vgl Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 32.100 Euro)
Lot 41 1967 Lotus Elan € 39.100 (Schätzpreis 22.000 - 32.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 33.900 Euro)
Lot 50 1991 BMW 850 € 35.650 (Schätzpreis 33.000 - 44.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 30.900 Euro)
Lot 53 1988 Porsche 928S4 € 36.800 (Schätzpreis 30.000 - 44.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 27.500 Euro)
Lot 54 1966 Glas GT 1300 Cabrio € 69.000 (Schätzpreis 60.000 - 80.000, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 65.000 Euro)
Lot 56 Porsche 356 C 1964 €115.000 (Schätzpreis 70.000 - 90.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 81.500 Euro)
Lot 57 1956 Mercedes Benz 190SL €120.600 (Schätzpreis 85.000 - 105.000 euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 105.000 Euro)
Lot 59 1968 Mercedes Benz 280SL € 101.200 (Schätzpreis 70.000 - 90.000 Euro, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2:106.000 Euro)
Lot 65 1961 Mercedes Benz 190SL € 87.400 (Schätzpreis 80.000 - 100.000, vgl. Classic Data Marktspiegel Zustand 2: 105.000 Euro)
FAZIT: Eine durchaus gelungene Auktion mit einer hohen Verkaufsrate und Preisen die als OK bis sehr gut zu bezeichnen sind. Ein Platzen einer Preisblase nach den doch preisdynamischen vergangenen Jahren im Oldtimermarkt ist nicht zu beobachten.
