STEFFEN IMHOF - Sein Blick für das Wesentliche

von Christian Sch… 30/03/2020
Szenethema
STEFFEN IMHOF - Sein Blick für das Wesentliche

Er ist familiär vorbelastet. Das Mal-Gen hat er von seiner Mutter geerbt, die mittlerweile mit viel Passion eine Malschule führt um Kreativität und Kunst den jungen Generationen zu vermitteln. „Wir hatten in der Anfangszeit eine gemeinsame Ausstellung, sie malte ausschließlich Blumen und ich Autos“, lacht Steffen Imhof. Das Motto kann man als „Natur und Technik“ umschreiben. „Wenn ich mich zurückerinnere, war es faszinierend zu sehen, wie sich Frauen primär den Blumen und Männer den Autos zuwandten, aber dann auch durchaus gefallen am jeweils anderen fanden, es wurde Verständnis für die unterschiedlichen Wahrnehmungswelten geweckt“.

Pastelllkreide auf flauschigem Velourpapier

Als 16-jähriger erlebte er am Hockenheimring ein Rennsportspektakel, dass ihn „restlos begeisterte“, so Steffen Imhof. Marc Surer, Manfred Winkelhock und Eddie Cheever boten Rennsport vom Feinsten. Ab diesem Zeitpunkt vertiefte sich Imhof in diverse Motorsporthefte und die Faszination verbunden mit seinem künstlerischen Talent begann sich zu materialisieren.

„Ich begann, Autos zu zeichnen, häufig während des Unterrichts, nicht immer zur Freude der Lehrer“, sagt Imhof lachend. Damit war für ihn auch klar, dass er sich auch in seinem Berufsleben mit Autodesign beschäftigen wollte. Damals gab es in Pforzheim keine Studienrichtung für Automobildesign, daher wandte er sich dem Studium des Produktdesigns in Darmstadt zu und es entstanden erste Bilder, die im Jahr 1985 zu seiner ersten Ausstellung im Porsche-Zentrum Aschaffenburg führten. Die Art des Bildaufbaus, die Dynamik und der Pinselstrich sowie der  außergewöhnliche Blick für das Wesentliche eines Automobils und das Talent all dies auf die Leinwand zu bannen, führten bald zu Aufträgen von Autohäusern aber auch Privatpersonen. Damit war klar, die Automalerei würde das Leben Steffen Imhofs prägen. Die ersten Werke entstanden mit Pastellkreide auf flauschigem Velourpapier. Er wollte seine Kunst auch mit einem speziellen haptischen Erlebnis kombinieren. „Doch es war ganz schwierig, weil die Pastellkreide auf dem Papier sehr schwer fixierbar war.“ Das Malen gelang gut, doch bei einem Sturm am Nürburgring waren dann „einige Bilder aus dem Ausstellungszelt futsch“, erinnert sich Imhof, und damit war die „Velourphase“ vorbei.

Heute malt er in seinem Atelier zuhause auf Leinwand mit Acrylfarben. „Ich bin ungeduldig und Öl dauert es lange bis alles trocken ist. Das funktioniert für mich nicht. Acryl und manchmal mit Fön, damit geht es schneller“. Der Freiraum des Gestaltens ist wichtig – die Vorstellungswelten müssen stimmen.

Mittlerweile ist der Freiraum von Seiten der Kunden in der Umsetzung der Auftragswerke recht groß. Doch was Steffen Imhof gar nicht schätzt ist, dass der Kunde im Nachhinein unzufrieden mit dem Ergebnis ist. „Man muss die Freiheit einzugrenzen versuchen und zwar im Sinne der Übereinstimmung der Vorstellungswelten“, sagt der Künstler. Der Kunde bekommt drei Skizzen, bevor das Werk begonnen wird.

Die Perspektive, der Hintergrund und die Farbwelten werden abgestimmt. „Dann baue ich die Geschichte, damit weiß der Kunde was er bekommt. Es gab noch nie den Fall, dass ein Kunde mit dem Ergebnis nicht zufrieden war“, umreißt Steffen Imhof den Erschaffungsprozess seiner Werke. Im Schnitt benötigt der Künstler zwei Wochen. Doch
wie in jedem kreativen Prozess ist oft am Anfang das Ende nicht vorhersehbar. Das liegt an Technik des Malens. „Das Spachteln der Hintergründe birgt immer Überraschungen. Aber das macht es so spannend“, erzählt Imhof.

Zuerst wird die Leinwand mit einer speziellen Farbe grundiert, danach der Hintergrund gespachtelt. Auf dem Hintergrund entsteht das Automotiv. Dies ergibt eine Art dynamischen Verschmelzungsprozess. Erst dann folgen die Details. „Bei den neuen Autos, speziell bei Rennwagen sind die Unzahl an Brandings ein großes Problem – da ist man eher Schriftenmaler. Auf den Oldies ist eine Startnummer und gut ist es“, ergänzt Imhof.

Alles Handarbeit

Bei Imhof ist alles Handarbeit. Dies ist in allen seinen Werken unmittelbar erkennbar. Seine Gemälde zeigen Rennsport, Speed und Begeisterung in einer fantastischen Unmittelbarkeit. Die Besitzer solcher Meisterwerke
versetzen sich damit in ihren privaten Räumen mitten in die entworfene Szenerie. Jedes Detail sitzt, mit dem Blick und Gefühl für Dynamik und Technik realisiert. Das was mit Fotografie nicht ausgedrückt werden kann, addiert Steffen Imhof mit Spachtel und Pinsel.

Die Inszenierung und Konzeption der Gemälde lebt von Dynamik, einer starken Farbgebung und Detailtreue. Viele der Unikate aus verschiedenen Rennserien sind von Fahrern wie Michael Schumacher, Nico Rosberg Jacky Ickx, Brian Redman und anderen signiert.

Sein Herz schlägt für Ferrari

Steffen Imhof selbst fährt keinen Oldtimer. Und das hat einen ganz speziellen Grund. Er war früh auf Ferrari Veranstaltungen, sein Star ist der Ferrari 250 SWB – sein Nonplusultra der Automobile. Bei den alten Autos sind
die Formen sagenhaft und gerade bei Ferrari meint Imhof ist die Formenvielfalt so groß wie bei keiner anderen Marke. „Enzo wollte Rennen fahren. Er baute Fahrgestelle mit Motoren und sagte den Kunden - geh zu einem Karrosseur und lass dir eine Karosserie bauen – er war kompromisslos.“

Steffen Imhof ist nicht nur Automaler, er ist auch „autoverrückt“. Vor einigen Jahren hatte er die Möglichkeit zur Teilnahme an der Mille Miglia in einem 1951er  Ferrari. „Ein tolles Erlebnis“, die Formensprache der teilnehmenden automobilen Preziosen war überwältigend.

Heutige Supersportwagen sind wie Kampfjets, Rundungen sucht man oft vergeblich – „aber jedes Jahrzehnt hat seine Formensprache“ und das ist auch gut so. Damit ist klar, „wenn jemals ein Oldie, dann ein Ferrari“, lächelt  Imhof verschmitzt.

Wo geht die Reise hin?

Porsche, Jaguar, Alfa Romeo, Pirelli, Yokohama oder Mahle – Steffen Imhof hat viele renommierte Kunden aus
der Automobilszene. Für Mahle fertigt Imhof seit Jahren den Motorsportkalender „Passion for Racing“ in großer Stückzahl. Dies nimmt ihn fast sechs Monate pro Jahr in Beschlag. Den Rest der Zeit widmet er seinen vielen privaten Kunden. Seine Kernmärkte sind Deutschland, Österreich und die Schweiz, doch hängen seine Gemälde in der ganzen Welt. In Romanshorn am Bodensee in Fredy Lienhards Autobau Museum steht die monumentale,
Skulptur „F“ – die Silhouette eines Ferrari F40 – der Sportwagenikone der 1990er.

Das neueste Projekt ist die Bronzeskulptur zum 50-Jahr-Jubiläum des Ferrari Dino, eine Symbiose aus dem originalen Schriftzug und der Dino 246 Silhouette. Und hier schließt sich der Kreis. „Ich habe Industriedesign
studiert. Alles was man entworfen hat ist auch gebaut worden. Ich habe eine Ausbildung in der Werkstatt genossen – das skulpturale Arbeiten in der Werkstatt macht mächtig viel Spaß“, meint Steffen Imhof in Richtung Zukunft.

 Es verbindet sich der Entwurf mit dem Design, es kommt die dritte Dimension wieder ins Spiel und „wir verweilen nicht „nur“ in der zweiten Dimension“. Es ist fast eine „Rückkehr zu den Wurzeln“ sagt Steffen Imhof abschließend. Wir sind schon gespannt!

www.steffenimhof.com