Seitdem Kraftstoff nicht mehr verbleit wird ist das Thema der Tankpflege stets präsent. Da hier eine Vielzahl an Fehlinformationen kursieren, bieten wir einen schnellen Überblick zur korrekten Lagerung von blanken und versiegelten Kraftstoffbehältern aus Metall.
Übersicht:
· Standzeiten bis zu einer Saison: Kraftstoff mit Stabilisatoren vor Säurebildung zu schützen und in Folge Rost verhindern (Bactofin)
· Standzeiten länger als eine Saison: *Variante 4: Tank entleeren. Moderner Kraftstoff ist nicht geeignet um so lange gelagert zu werden. Er wird zwangsweise degradieren und Schäden anrichten.
Nach dem Wegfall der Bleizusätze wurde stätig der Alkoholanteil (Bio-Ethanol) im Kraftstoff erhöht. Ethanol Bio-Kraftstoff ist hygroskopisch. Dies fördert die Bildung von Bakterien und Pilzen. Diese Mikroorganismen produzieren Säuren welche besonders aggressiv gegenüber Kraftstoffbehältern aus Metall sind. Standzeiten führen somit zu einer schnellen Bildung von Rost.
Der genaue Zeitraum wo schädliche Säuren entstehen ist schwer festzulegen. Dies hängt auch vom verwendeten Kraftstoff ab: E5 = 5% Ethanol; E10 = 10% Ethanol.
Anhand dieser Gesichtspunkte klären wir was ein Mythos ist und was tatsächlich funktioniert:
1. Tank mit Benzingemisch vollfüllen
Diese Methode hält sich aufgrund veralteter Mundpropaganda sehr stark. Bei einem voll befüllten Kraftstoffbehälter ist zwangsweise Bio-Ethanol im Tank. Der Bakterienbefall wird somit vor allem bei langem Stillstand (über mehrere Monate) gefördert. Ein vollfüllen „bis zum Rand“ verhindert daher in kleinster Weise die Entstehung der schädlichen Säuren.
2. Tank mit Diesel befüllen
Diesel ist zwar ein ölbasierter Kraftstoff, jedoch enthält er genauso wie Benzin einen beigemengten Ethanolanteil. Die Reaktion mit Bakterien und Pilzen kann somit auch mit Diesel nicht verhindert werden.
3. Tank mit Öl befüllen
Diese Methode funktioniert in der Praxis. Es ist jedoch unverhältnismäßig aufwendig. Das Gemisch aus Restkraftstoff und Öl muss gesondert aufgefangen und entsorgt werden. Das anhaftende Öl wird bei einer Neubefüllung vom Benzin abgewaschen. Eine starke Rauchentwicklung durch unverbranntes Öl ist die Folge. Diese Lösung ist insgesamt nicht sehr umweltfreundlich.
4. Tank vollständig entleeren
Zur Entstehung der Säuren wird Ethanol und Sauerstoff benötigt. Wenn der Tank trocken ist kann der Sauerstoff im Tank keinen Schaden anrichten. Der Tank muss jedoch vollständig entleert werden. Der Benzinhahn wird entfernt um den letzten Rest an Kraftstoff auszulassen. Falls das Fahrzeug an einem trockenen Ort ohne Funkengefahr steht, kann der Tank noch ohne Deckel ausdampfen. Schädliche Säuren greifen jedoch nicht nur das Blech vom Tank an. Auch der Vergaser muss sorgfältig entleert werden. „Leerfahren“ bzw. das Ausputzen der Schwimmerkammer wird von uns empfohlen.
Falls am Ende der Saison noch Kraftstoff überbleiben sollte, ist dieser in einem gut beschrifteten (1:25/1:50) Kunststoffbehälter zu lagern und sollte eine Winterpause problemlos überdauern.
5. Kraftstoffstabilisatoren
Wir bieten Produkte der Marke Bactofin und Labracin an. Vereinfacht gesagt wird durch das Beimengen eine Bildung von schädlichen Säuren unterbunden. Oberflächenkorrosion und das „Kippen“ des Kraftstoffes werden verhindert. Es gibt noch einige andere Vorteile was Schmierung und Reinigung betrifft, jedoch fokussieren wir uns hier auf das Thema Korrosion. Wichtig ist bei Additiven die Dosierung! Mit einem Verhältnis von 1:1000 werden diese Produkte oft viel zu hoch dosiert. Für einen Zeitraum von ca. einem Jahr ist ein Kraftstoffstabilisator also eine gute Lösung.
Unsere Empfehlung
Variante 4, ein vollständiges Entleeren, ist die schonendste Variante für das Fahrzeug. Auch wenn es geringfügig mehr Arbeit darstellt schützt es auch bei langen Standzeiten vor Rostschäden in Tank, Hahn und Vergaser.
Längere Standzeiten
Bei Fahrzeugen die länger als eine Saison abgestellt werden ist nur Methode 4 zielführend. Der Kraftstoff wird trotz Beimengung von Additiven seine Zündwilligkeit verlieren und unbrauchbar werden. Ein Schutz vor Korrosion ist somit nicht mehr gegeben.
Bereits versiegelte Tanks
Seit Langem bieten wir sowohl Komponentensätze als auch die Versiegelung von Kraftstoffbehältern durch unsere erfahrenen Mitarbeiter an. Unsere Versiegelung bietet einen effektiven Schutz vor den schädlichen Säuren. Der Tank kann somit nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Sollte ein Fahrzeug mit versiegeltem Tank jedoch mehr als ein Jahr nicht bewegt werden, kann es zu Ablagerungen kommen welche Leitungen oder Siebe verstopfen können. Folgender Kraftstoffmangel kann hierbei bis zum Motorschaden führen.
Außerdem sind weitere Metallteile in und nach dem Tank nicht durch die Versiegelung geschützt (Benzinpumpen, Hahn, Vergaser, Einspritzung). Die Lagerung von Kraftstoff ist hier bis zu 24 Monate mit Stabilisator möglich.
Wir empfehlen jedoch trotz Mehraufwand den Tank und Vergaser nach spätestens einem Jahr zu entleeren.
Quelle: RBO Stöckl Schraubertipps